Shakespeare war ein Rockstar. Zumindest will uns die Serie das vermitteln. Während Will wie ein verängstigtes Kaninchen nach London kommt, um dort sein Glück zu versuchen, tobt um ihn herum eine Hetzjagd nach Katholiken, die brutal gefoltert und getötet werden. Will hängt irgendwie mit drin, man weiß nicht so ganz genau, ob er nun Katholik ist oder nicht. Die Serienschreiber gehen offenbar davon aus, dass er – wie auch seine Eltern – im Geheimen den Rosenkranz betet.
Wie dem auch sei… er findet jedenfalls bei James Burbage die Möglichkeit, sein (anscheinend zu dem Zeitpunkt noch nicht vorhandenes) Talent einzusetzen. Natürlich verknallt er sich sofort in die Tochter und versucht dem etwas dümmlich wirkenden Richard Burbage (der dazu noch in Elvis-ähnlichen Klamotten herumläuft) Monologe einzutrichtern.
Christopher Marlowe – der offenbar ein wohlhabender, schwuler, Orgien feiernder Spion ist – nimmt Will ein wenig unter seine Fittiche und beschützt ihn vor den Hetzern.
Die Serie versucht den Elisabethanischen Theaterleuten den Rang von Rockstars zu geben und untermalt die üppige Szenerie mit Songs wie „London Calling“ oder „Anarchy in the UK“ und ähnlicher Punk- und Rockmusik. Die Kostüme sind eine Mischung aus historisch und hypermodern in grellen, knalligen Farben, besetzt mit Nieten und Glitzer. Historisch hat diese Serie nichts zu bieten, sie ist höchstens angelehnt an historische Ereignisse und spekuliert nicht einmal logisch mit möglichen Geschehnissen.
Während man viele bekannte Gesichter sieht, halte ich die Wahl von Laurie Davidson als William Shakespeare für misslungen. Seine großen knallblauen Hundeaugen vermissen Tiefe und bis auf den Poetry-Slam in der ersten Folge kommt Will wie ein Weichei mit sehr flachen Gefühlen und wenig Selbstbeherrschung daher.
Wenn man Shakespeare amerikanischen Filmemachern überlässt, kommt halt eher seichtes Gedüdel ohne Basis dabei raus. Die Serie plätschert dahin, mit wenig Spannung und nur den üblichen Klischees. Der Hauch von ein bisschen echtem Shakespeare wird wenigstens ab und zu auf den Theaterbühnen oder während Will seine Verse schreibt erkennbar. Alles in allem eine Serie, die man sich zwar anschauen kann, aber nicht unbedingt muss.
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